Die Nische lebt.
Mitten in der Bremer Altstadt arbeitet das Jazz- und Weltmusik- Label
LAIKA-RECORDS. Mit Blick auf die historische Uferpromenade an der Weser
und mit Radio Bremen und leckerem Italiener als Nachbarn produziert
Laika-Records jenseits ausgetretener Pfade erfolgreich seit 1989 Musik.
LAIKA - das erste Label im Weltall?
Der
Fingerstyle-Gitarrist
Ulli
Bögershausen gründete 1989 das Label LAIKA-RECORDS und den
Musikverlag. Der Name Laika wurde aus phonetischen Gründen von Ulli
Bögershausen gewählt - dass unter gleichem Namen eine Hündin ins Weltall
befördert wurde, war nicht Ullis Schuld. Als Musiker wollte Ulli ein von
kurzfristigen Marketing-Strategien unabhängiges Label etablieren. Mit
dem Focus auf hohe musikalische Qualität und der nötigen Ernsthaftigkeit
gelang ihm dies relativ schnell. Das Label startete mit Aufnahmen des
Keyboarders Thomas Kessler, es folgten Daniel Guggenheim und der Pianist
Christof Sänger, die Preise der "Deutschen Schallplattenkritik"
erhielten. Doch wie das Leben so spielt, wurde der hohe
Verwaltungsaufwand schnell zur Falle Ullis eigener Kreativität. Aber
wozu hat man Freunde, mit denen man sich die Arbeit teilen kann? Und so
bat Ulli den Konzertagenten und Diplom-Ökonomen Peter Cronemeyer um
Hilfe.
Die freundliche Übernahme
Peter
Cronemeyer, hier fotografiert von Christian Erber, übernimmt freundlich
1996 das Label und den Musik-Verlag, während Ulli Bögershausen nun mehr
Zeit in seine Karriere als Gitarrist investieren kann.
Peter Cronemeyer kam 1969 als zwölfjähriger vom niederrheinischen Xanten
in die Freie Hansestadt Bremen. "Das war ein Kulturschock für mich. Ich
kam vom idyllischen Gartenschlauch in die Wasserwerfer, die damals gegen
die Schülerbewegung in Bremen argumentierten." Nach redlich geschafftem
Abitur am Alten Gymnasium studierte er Ökonomie und organisierte
"nebenbei" Kulturveranstaltungen, wie z.B. 'Rock gegen Rechts' Konzerte.
"Durch diese Beschäftigung mit dem Hintergrund des Musikgeschäftes kam
ich nach dem Studium zur Gründung einer Konzertagentur. Neben Konzerten
mit John Mayall, Mark Helias oder Volker Kriegel organisierte ich u.a.
für die amerikanische Jazz Harfenistin Deborah Henson-Conant
internationale Tourneen. Deborah war damals bei GRP, dem renommierten
Label von Dave Gruisin, doch sie wollte den amerikanischen Druck dieses
Labels nicht mehr und fragte mich nach Alternativen. Nun, es gab eine,
denn der mit mir befreundete Gitarrist Ulli Bögershausen wollte Laika
Records gerne wegen der immensen Verwaltungsarbeit verkaufen. Und so
übernahm ich zuerst hälftig das Label und den Musikverlag und Deborah
Henson-Conant hatte ein neues Independent-Label gefunden." Bei dem
sie übrigens bis heute geblieben ist.
Das Laika Prinzip
Gegen
die Flut der Beliebigkeit im Musikgeschäft entwickelt Laika Records sein
Programmkonzept: Im Vordergrund steht zuerst die Frage: "Braucht
Mensch dieses Album noch, oder ist es die wiederholte Wiederholung
gängiger Zitate? Ist es musikalisch kreativ oder nicht? Ist es innovativ
oder nur reproduktiv?" Und diese Fragen beantwortet der Labelchef Peter
Cronemeyer aus dem Bauch: "Ob Laika Records eine neue Veröffentlichung
wagt, ist zuerst eine Entscheidung ohne diskursiven Gebrauch des
Verstandes. Erst wenn der Bauch ja sagt, plagt sich der Ökonom in
mir und fragt andere wichtige Parameter ab: Wie ist die Live-Präsenz der
Gruppe, was sagen die Vertriebe, die Medien und der Handel, wieviel Geld
muss für Herstellung und Promotion in die Hand genommen werden?" So wird
jede Produktion zur Herzenssache, durchfühlt und doch durchdacht. Mit
ein Grund dafür, dass Laika Records nicht mehr als 12 Produktionen pro
Jahr den geneigten Ohren anbietet. Und diese Aufnahmen sind aufwendig
hergestellt: In exzellenten Studios aufgenommen und gemastert, mit
den Künstlerinnen und Künstlern wird die graphische Gestaltung und
die Verpackung diskutiert, damit auch die Optik und Haptik nicht zu kurz
kommen. Die Presswerke stehen für Qualität in der Herstellung, die
Vertriebe kümmern sich auch in schwierigen Zeiten um eine gute Präsenz
der Produktionen im Handel.
Die Promotion kümmert sich um die Wahrnehmung der Veröffentlichung in
den Medien, beißt hier manchmal auf Granit, findet aber meistens doch
noch Rezensenten und Redaktionen, die sich die Mühe machen, sich mit
Laika Records zu beschäftigen.
Gegenüber allen Beteiligten in diesem Geschäft steht die Transparenz der
Entscheidungen und die Fairneß im Umgang im Vordergrund. Auch deshalb
hat Laika Records den weltweiten Vertrag "Fair Digital Declaration"
unterzeichnet. Der Vertrag wurde vom "Worldwide Independent Network
(WIN)" vorangetrieben. In einer Erklärung der Unabhängigen
Musikunternehmen (VUT) heißt es: "Mit der Unterzeichnung verpflichten
sich unabhängige Musikunternehmen, wie beispielsweise Labels, Verlage
und Vertriebe, dazu, ihren Künstlerinnen und Künstlern faire Verträge
sowie eine gerechte Bezahlung für die Verwertung von digitalen
Musikwerken zu bieten". Bisher haben über 700 Verlage, Labels und
Produzenten weltweit unterzeichnet. Diese Fairneß gilt bei Laika Records
natürlich für alle vertriebenen Musikwerke.
Der kurze Weg
Wer
bei Laika Records anruft, hat in aller Regel schnell den Chef am
Apparat. Das vereinfacht viele Dinge. "Laika Records ist kein
anonymes Unternehmen. Ich stehe zu dem, was ich mache und muss mich
nicht verstecken, was als Einzelunternehmung ja wohl auch
kontraproduktiv wäre" sagt Peter Cronemeyer und ergänzt: "Auch der
Internetauftritt von Laika Records ist bewusst keine seelenlose
Bestellmaschine, die an Datensammlung interessiert ist. Deshalb gibt es
auch keine Formulare, keine Cookies, nichts interessantes für die NSA -
zum Bestellen und für Fragen zum Programm gibt es meine Telefonnummern
und meine e-Mail- Adresse für den direkten Draht." Old school?
Vielleicht. Oder einfach authentisch.
ZUM KATALOG MIT HÖRBEISPIELEN
Kontakt per email @
Im Vertrieb von
Deutschland, Österreich, Schweiz
Galileo Music Communication Gmbh (www.galileomusic.de)
Spanien / Portugal distrijazz
Japan Gats Music
Südkorea Silkroad Music
Taiwan / R.O.C. Enrich Music
Corporation
Benelux Xango Music
(www.xangomusic.com)
USA CD Baby, Music and Video
Distribution (mvd), Bandcamp
Online Believe International,
The Orchard
Janine Behrens im Gespräch mit Peter Cronemeyer
"Ich traf den symphatischen Labelmacher zum Interview in seinem Büro
an der Weserpromenade. Wir sprachen über den Namen “Laika”, das
Einmalige an der Arbeit mit Jazzmusikern und den Luxus auf
Bauch-Entscheidungen hören zu können. Zu hören im
Interview-Mitschnitt":
->
Interview-Mitschnitt
Laika Records [
4:31 ] Play
I © J.Behrens
birdwire.de